Rückblick, Teil 4: Simon Riedinger erinnert sich an die Südbadenliga-Meisterschaft 2010/11
Glücksmoment: Simon Riedinger nach dem Sieg in Sinzheim.
„Sandweier geht eh gleich wieder runter!“ An diesen Satz erinnert sich der heutige Mannschaftsverantwortliche des männlichen Seniorenbereich noch ganz genau. Nach dem Erfolg in der Sinzheimer Fremersberghalle wurde eben dort nur allzu oft darauf hingewiesen, dass „da oben ein anderer Wind weht“. Dass der etwas stärkere Wind unseren TVS bis heute nicht zum Fallen gebracht hat, ist hinlänglich bekannt - entgegen vieler Voraussagen.
Der Kapitän der Meistermannschaft 2011 war Simon „Stift“ Riedinger. Unser damaliger Linksaußen und Leader erinnert sich gerne an den 7. Mai 2011 zurück - und er kann sich an so einiges aus der damaligen Zeit erinnern. Simon hat zwar seine aktive Karriere beendet, dem TVS treu geblieben ist er dennoch, wenn auch in einer anderen Funktion. Als Mannschaftsverantwortlicher bzw. Sportlicher Leiter für den männlichen Seniorenbereich hat er nicht weniger zu tun als zu seiner Zeit als Spieler.
Frage: Simon, genau zehn Jahre ist es nun her. Was geht dir durch den Kopf, wenn du an die Zeit zurückdenkst?
Simon: Es war eine wahnsinnige Zeit. Mir sind so viele kleine Geschichten von damals eingefallen, als ich auf das eine Bild (Anm.: das „Zurück-Lauf-Bild“ aus Sinzheim) geschaut habe, das Hans-Jürgen Collet geschossen hat. Es hätte auch kein Regisseur der Welt besser schreiben können: Am vorletzten Spieltag der Saison haben wir es in der eigenen Hand aufzusteigen - ausgerechnet in Sinzheim. Für mich war es ja nochmal eine etwas speziellere Situation. Anne (Anm.: Ehefrau von Simon) war zum damaligen Zeitpunkt als Kassiererin in der Vorstandschaft des BSV tätig. Ich selbst kannte daher einige Sinzheimer Spieler ganz gut und hatte eben durch Anne nochmal einen anderen Draht nach Sinzheim als vielleicht der Rest der Mannschaft.
Frage: Wurde das Spiel dadurch im Vorfeld besonders zum Thema gemacht?
Simon: Nein, das nicht. Ich erinnere mich aber noch genau an eine Szene, das war kurz vor der Abfahrt zum Spiel nach Sinzheim. Anne hat mich damals am Treffpunkt an der Sandweirer Linde abgesetzt und wir sind an Säule (Simon Bornhäußer) vorbeigefahren. Er hat gelacht, dann beide Hände nach oben gehoben und den Daumen und Zeigefinger aneinandergerieben und gerufen: „Anne, heute Abend da rollt der Rubel, da klingelt es in der Kasse“ (lacht). Die Halle ist dann ja auch aus allen Nähten geplatzt, also die Kasse wird voll gewesen sein.
Frage: Absolut. Hast du noch spezielle Erinnerungen an das Spiel oder den Spielverlauf?
Simon: Ich muss ehrlicherweise sagen, dass ich vom Spiel selber nicht mehr wirklich viel weiß. Es war ein sehr hartes Spiel und Sinzheim hat uns nichts geschenkt, wir ihnen auch nicht. An was ich mich aber noch genau erinnern kann, ist, dass die Zuschauer überall saßen, wo sie Platz gefunden haben. Die saßen sogar auf den zirka zwei Meter hohen Fensterbänken. Das war schon außergewöhnlich damals. Das Ende war dann natürlich der Wahnsinn. Niemand, wirklich niemand, hatte uns vor der Runde als Aufstiegsaspirant auf dem Zettel.
Frage: Und doch standen wir am Ende ganz oben, Steißlingen konnte uns am letzten Spieltag nicht mehr einholen. Was war aus deiner Sicht ausschlaggebend für den Erfolg vor zehn Jahren?
Simon: Der Zusammenhalt. So banal das vielleicht klingen mag, aber in der Mannschaft hat einfach alles gepasst wie die berühmte Faust aufs Auge. Wenn man überlegt, wir sind zwei Jahre davor aus der Südbadenliga abgestiegen, haben „aus der Not eine Tugend“ gemacht, viele eigene Jugendspieler (Marius Merkel, Daniel Grimm, Max Mitzel, Franz Henke, Lukas Walter) integriert und haben mit Ralf Abele einen neuen Coach an der Seite gehabt - das muss dann auch alles erst einmal so klappen. Ralf hat auf Anhieb funktioniert und perfekt zu unserer Mannschaft gepasst. Er konnte ein Spiel gut lesen und so fast immer perfekt reagieren. Ralf war sicher einer der besten Bank-Coaches, den ich in meiner handballerischen Karriere genießen durfte. Er hat es gemeinsam mit Gerold (Mitzel) geschafft, uns so zu moderieren und zu leiten, dass wir alle maximalen Spaß beim Handball hatten und auch neben dem Platz als absolute Einheit funktionierten. Man muss sich das mal überlegen, wir sind nach fast jedem Spiel in die gemeinsame „Nach(t)arbeitung“ übergegangen, fast immer als geschlossene Mannschaft. Das schweißt zusammen.
Frage: Kannst du dich noch an die Trainingswoche vor dem Spiel in Sinzheim erinnern? Wurdet ihr besonders vorbereitet auf das Spiel?
Vorbereitung auf das Spiel des Jahres bei Henkes: Simon Riedinger (von links), Fabian Hochstuhl, Marius Merkel und David Fritz.
Simon: Kann man so sagen. Wir haben zur damaligen Zeit immer Dienstag, Donnerstag und Freitag trainiert. Nach dem Donnerstag-Training standen wir zum Abschluss gemeinsam im Kreis und Ralf hat auf einmal gesagt: „So Männer, morgen ist kein Training. Setzt euch zusammen, trinkt ein paar Bier und bekommt den Kopf frei, wir sehen uns dann am Samstag“ (so oder so ähnlich war der Wortlaut). Wir haben uns alle angeschaut und waren uns erst nicht ganz sicher, ob er es ernst meint (lacht). Aber auch das war im Nachhinein perfekt. Wir saßen Freitagabends bei Henkes auf dem Balkon („wir“ waren Fabian Hochstuhl, David Fritz, Marius Merkel, Franz Henke, Simon Riedinger), haben gegrillt, ein paar Bier getrunken und sind am Samstag dann in Sinzheim aufgestiegen (lacht). Das war typisch Ralf.
Gastgeberin Moni mit Sohnemann Franz, Johannes und David.
Frage: Das Endergebnis aus Sinzheim ist bekannt. Hast du noch Erinnerungen an die anschließende Feierei?
Simon: Mal mehr, mal weniger (lacht). In der Sinzheimer Halle ging es schon ordentlich los, dann sind wir ins Clubhaus und haben da genauso Gas gegeben. Ich meine, dass wir die Nacht auch durchgemacht haben (zumindest Teile der Mannschaft) und am nächsten Morgen dann bei Bornhäußers auf dem Balkon saßen und gegrillt haben. Besser gesagt, Kurt Hochstuhl hat gegrillt und Rolf (Bornhäußer) beim Grillen unterstützt (lacht). Anschließend waren wir bei Familie Zaum im Garten und haben Flammkuchen gegessen, während Sven Beck eine „Garteninventur“ gemacht hat. Die kommenden Wochen liefen dann ähnlich ab, mit ihrem finalen Höhepunkt auf Mallorca. Eine unglaublich schöne Zeit.
Vielen Dank Simon!
Rückblick, Teil 3: Philipp Kinz erinnert sich an die Südbadenliga-Meisterschaft 2010/11
Ur-TVSler Philipp Kinz (Zweiter von links) nach dem Sinzheimer Spiel mit den Fans Sascha, Roman und Dennis.
"Der TV Sandweier hatte es mal wieder geschafft, ein Auswärtsspiel in ein Heimspiel zu verwandeln.“ Nur eine der wenigen Erinnerungen, die Philipp mit dem 7. Mai 2011 in Sinzheim verbindet - aber eine ganz entscheidende ?
Erinnerungslücken, Böhmischer Traum, Jubelsprint - wahnwitzige Szenen haben sich in der Fremersberghalle in Sinzheim angespielt!!
Philipp ist Teil der „Durchmarschierer“ und ist ein echter Sandweirer, der sämtliche Jugendmannschaften des TVS durchlaufen hat und immer ausschließlich das grün-weiße Trikot getragen hat (mit Ausnahme des gelb-schwarzen Trikots des FV Sandweier)
Und hier ist der Link zum Video, von dem Philipp spricht...
Rückblick, Teil 2: Mike Stall erinnert sich an die Südbadenliga-Meisterschaft 2010/11
Meister- und Aufsteigerjubel: TVS-Torhüter Mike Stall nach dem Sieg in Sinzheim.
Das Torwart-Duo in der Aufstiegssaison 2010/11 bildeten Sven Beck und Mike Stall. Letzterer hat das Handball-ABC eben genau dort gelernt, wo am 7. Mai 2011 der Sandweierer Durchmarsch besiegelt wurde: beim BSV Phönix Sinzheim in der Fremersberghalle.
Mittlerweile wohnt der zweifache Vater bereits seit einigen Jahren mit seiner Familie in Sandweier. Die Handball-Schuhe schnürt der Routinier immer noch, zur kommenden Saison (wenn sie denn wie geplant starten kann) auch wieder im Trikot der zweiten Mannschaft des TVS in der Südbadenliga.
Frage: Mike, der Aufstieg 2011 in Sinzheim, ausgerechnet in Sinzheim. Wie war das damals für dich?
Mike: Ich weiß noch genau, dass ich vor dem Spiel kreidebleich war. Es war halt das entscheidende Spiel - und das gegen den alten Verein. Da wurde ich mehrfach von meinen Mannschaftskollegen angesprochen, ich sah nicht gut aus (lacht). Nein im Ernst, das war etwas ganz Besonderes für mich. Ausgerechnet in Sinzheim, wo es für mich nicht immer einfach war, aufzusteigen - das war mega!
Frage: Hast du noch spezielle Erinnerungen an die Kulisse in der Fremersberghalle?
Mike: Also der Sandweierer Block war der Wahnsinn, das weiß ich noch. Es waren gegen Ende der Saison gerade bei Auswärtsfahrten immer mehr Leute dabei, in Sinzheim war es natürlich Gänsehaut. Vor dem Spiel wurde ich aus den Sinzheimer-Reihen auch ein bisschen angepöbelt und musste mir dumme Sprüche anhören, das weiß ich auch noch. Aber das hat den Sieg nur noch schöner gemacht.
Frage: Du sagst es, der Sieg und die damit verbundene Meisterschaft war ein echter Meilenstein in der TVS-Geschichte. Kannst du dich an den Spielverlauf noch erinnern?
Mike: Ich habe es so in Erinnerung, dass es über das gesamte Spiel relativ eng war. Wir konnten uns nie wirklich absetzen, waren glaube ich immer vorne, aber es ging immer hin und her. Ich kann mich noch eine Szene ganz genau erinnern, das war gegen Ende des Spiels. Es gab einen Siebenmeter für Sinzheim und Sven Beck kam von der Bank ins Tor. Ich weiß nicht mehr, wer geworfen hat, aber der hat wohl versucht dem Sven ein Loch in die Brust zu werfen (lacht). Das war ein ziemlich entscheidender Ball, das weiß ich noch genau. Und danach ging es dann ab.
Frage: Die Feierei danach war sicherlich mindestens genauso intensiv wie das Spiel…
Mike: Also ich kann mich nicht mehr an alles erinnern (lacht). Ich weiß noch, dass wir irgendwann halbnackt durch die Sinzheimer Halle getanzt sind. Metzger (Anm.: Tobias Zaum, Abwehrchef der Meistermannschaft) hat mir dann mitten in der Halle die Unterhose zerrissen. Ich vermute vor lauter Euphorie (lacht). Da waren aber zum Glück nur noch wir in der Halle. Danach ging es dann ins TVS-Clubhaus bis in die Morgenstunden. Am nächsten Tag sind wir dann durch Sandweier gezogen und kamen irgendwann bei Familie Zaum im Garten an - dort gab es dann Flammkuchen. Eine geile Zeit.
Frage: Was war deiner Meinung nach ausschlaggebend für den Erfolg zur damaligen Zeit?
Mike: Wir waren eine eingeschworene Truppe. Das klingt jetzt vielleicht blöd, aber wir waren am Wochenende ja auch immer alle zusammen unterwegs, das schweißt schon zusammen. Das war denke ich für mich die beste Zeit als Handballer. Auch Ralf (Anm.: Ralf Abele, Meistertrainer) war mit seiner „langen Leine“ genau richtig für uns. Vor dem letzten Spiel in der Saison gegen Schutterwald hat er das Abschluss-Training gemeinsam mit seiner Tochter Mara geleitet. Das war überragend - und gewonnen haben wir dann ja auch noch. Ralf war überhaupt der beste Trainer meiner bisherigen Karriere.
Vielen Dank Mike!
Vor zehn Jahren: Sven Braun erinnert sich an die Südbadenliga-Meisterschaft 2010/11
Sven Braun (rechts), der von Fabian Hochstuhl geherzt wird, war mit seinen zehn Toren im entscheidenden Spiel in Sinzheim maßgeblich am 30:29-Sieg und damit am Titelgewinn in der Südbadenliga-Saison 2010/11 beteiligt.
Die Sensation - Teil 1
Vor zehn Jahren sicherte sich unser TV Sandweier die Meisterschaft in der Handball-Südbadenliga. Exakt am 7. Mai 2011 wurde mit dem Sieg in Sinzheim der Durchmarsch von der Landesliga in die Baden-Württemberg-Oberliga perfekt gemacht. Ein Meilenstein in der TVS-Geschichte: Unsere erste Mannschaft durfte damit seit der Saison 2011/12 immer mindestens auf viertklassiger Ebene um Punkte kämpfen und ist seither das sportliche Aushängeschild im Handball-Bezirk Rastatt.
Die „Helden“ von damals sind zum Teil immer noch aktiv am Ball. Einige haben die Handball-Schuhe bereits an den Nagel gehängt und befinden sich im wohlverdienten Handball-Ruhestand. Alle vereint, dass sie Teil einer bemerkenswerten Saison sind und viele Erinnerungen an eine geile Handball-Zeit mit uns teilen können.
Zu Beginn unserer Rückblick-Serie haben wir mit Sven „Champ“ Braun gesprochen. Der 34-jährige Linkshänder, mittlerweile zweifacher Vater, musste seine aktive Zeit (verletzungsbedingt) leider viel zu früh beenden. Gemeinsam mit Aufstiegs-Torwart Sven Beck bildet er unser Schiedsrichter-Gespann in der 3. Bundesliga (Sven Beck befindet sich aktuell, gemeinsam mit der Familie, im Rahmen einer geplanten Weltreise auf der Insel Zypern).
Wir haben mit unserem „Champ“ über das legendäre Spiel in der Sinzheimer Fremersberghalle, in dem die Meisterschaft und der Aufstieg in die Oberliga perfekt gemacht wurden, gesprochen.
Frage: Champ, der Aufstieg ist jetzt zehn Jahre her. Logisch, dass man bei einem Rückblick mit dem zehnfachen Torschützen im entscheidenden Spiel sprechen muss.
Sven: Das war der Wahnsinn, das weiß ich noch. So arg viele konkrete Erinnerungen an das Spiel selber habe ich gar nicht mehr (Anm.: dafür umso mehr von der anschließenden Feierei), aber das war schon absolut geil damals in Sinzheim.
Frage: Viel ist nicht mehr da, sagst du - aber kannst du die paar wenigen Situationen, an die du dich noch erinnern kannst, beschreiben?
Sven: Es gibt doch das eine Bild, auf dem sind glaube ich Mauz (Marius Merkel), Säule (Simon Bornhäußer), Stift (Simon Riedinger) und Heide (Franz Henke) drauf. Da sind alle am Zurücklaufen und drehen sich um. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich in der Szene gerade ein Tor gemacht habe. Ich kann dir nicht mehr genau sagen, was für ein Tor das war, aber ich weiß noch genau, dass ich mich umgedreht habe und gesehen habe, dass alle am Durchdrehen waren.
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