5. Juni 2020
Wer hätte es gedacht, dass die TVS-Kleinfeldanlage noch einmal eine Rolle spielt beim Training unserer Handball-Mannschaften? Corona-bedingt fanden in den vergangenen Tagen die ersten Vorbereitungseinheiten auf die Saison 2020/21 genau dort statt, wo von den TVS-Altvorderen Mitte der 1970er-Jahre eine für damalige Sandweierer Verhältnisse erstklassige Sportstätte angelegt wurde. Ein Asphalt-Platz fürs Grobe und ein feiner Tartan-Platz dienten einst mangels vorhandener großer Halle bis in den Oktober hinein als Trainingsstätte der TVS-Teams.
Der TVS-Tartan-Platz wurde viele Jahre von jung und alt bespielt. Übrigens: Mit der Nummer 11 im gelben Trikot bringt sich hier Thomas Kippel unter den Augen von Schiedsrichter Seppi Schenk in Stellung.
1975 wurde die Anlage eröffnet, die auch von der Tennis-Abteilung rege genutzt wurde. Dort wurde die Basis dafür gelegt, dass die TVS-Handballer, die gerade in die Landesliga aufgestiegen waren, bis in die Oberliga Südbaden durchmarschierten und dort 1979/80 die Meisterschaft feierten. Punktspiel-Heimstätte war damals die Rastatter Carl-Diem-Halle, trainiert wurde über den Winter in der Sandweierer Schulturnhalle, in Bühl, Durmersheim, Ebersteinburg und Steinbach. Ab 1980 stand dann die neue Sporthalle im Baden-Badener Schulzentrum West zur Verfügung, ehe ab 1982 die Rheintalhalle zur sportlichen Heimat des TV Sandweier wurde.
Vor der Saison 1975/76: Diese TVS-Mannschaft, am 1. Juli 1975 von BT-Fotograf Karl-Heinz Schwander in Szene gesetzt, bestritt das offizielle Eröffnungsspiel auf der TVS-Kleinfeldanlage gegen den Bundesligisten TuS Hofweier: Ernst Schäfer (von links), Bertram Schäfer, Kurt Hochstuhl, Josef Bleich, Peter Kinz, Werner Hirth, Daniel Merkel, Norbert Hartmann, Erich Lauther, Klaus Eisele, Rolf Bornhäußer und Bernhard Peter.
Einen der Höhepunkte erlebte die TVS-Kleinfeldanlage gleich bei der offiziellen Eröffnung am Sonntag, 29. Juni 1975. Der Bundesligist TuS Hofweier mit seinen Nationalspielern Simon Schobel, Arno Ehret und Peter Bucher war zu Gast in Sandweier und traf auf dem rundum von zahlreichen Zuschauern bevölkerten Platz auf die I. Mannschaft des TV Sandweier. Der Aufsteiger in die Landesliga hielt sich gegen die deutsche Spitzenmannschaft ausgezeichnet und zeigte beim 16:29 eine mehr als achtbare Leistung.
Der damalige deutsche Spitzenclub TuS Hofweier war 1975 zu Gast auf der TVS-Kleinfeldanlage: Peter Bucher (von links), Göppert, Gerd Leibiger, Seppl Schienle, Franz Bechler, Werner Voit, Markus Hädrich, Günther Sinz, Simon Schobel, Hans-Jürgen Schatz und Siegfried Stöcklin. Arno Ehret ist nicht auf dem Foto.
Ein Jahr später gab die Nationalmannschaft von Tunesien, die sich auf die Olympischen Spiele in Montreal vorbereitete, ihre Visitenkarte beim TVS ab. Auch das ein absoluter Höhepunkt in der Vereinsgeschichte. Zur Halbzeit lag der TVS noch knapp vorne, ehe Tunesien in der zweiten Hälfte den Spieß umdrehte und noch zu einem standesgemäßen Sieg kam.
Anfang der 1980er-Jahre: Wenn bei den TVS-Sportfesten das Hauptspiel der ersten Mannschaft anstand, wie hier gegen die Rintheimer Reserve, kamen die Zuschauer auch bei schlechtem Wetter in Scharen auf die TVS-Anlage.
1977 war der TSV Rot zu Gast in Sandweier. Es war der Vergleich Südbaden gegen Nordbaden. Der TVS war Aufsteiger in die Oberliga Südbaden, der TVS Rot hatte es unter Trainer Tom Prager in die Oberliga Nordbaden geschafft. Die Verbindung zwischen den beiden Vereinen hielt noch einige Zeit. So kam der TVS Rot noch einmal nach Sandweier, als die Nordbadener in die Zweite Bundesliga aufgestiegen waren.
Obwohl nach dem Bau der Rheintalhalle der Trainings- und Kleinfeldspielbetrieb auf der TVS-Anlage merklich nachließ, sind dem Chronisten doch noch einige Ereignisse lebhaft in Erinnerung geblieben. Vor allem, wenn das helle Flutlicht leuchtete, herrschte eine ganz besondere Atmosphäre auf dem Gelände.
So fanden Freundschaftsspiele gegen unsere französischen Freunde aus Toulouse und Metz statt. Einmal wurde ganz kurzfristig ein Spiel der ersten Mannschaft gegen die damaligen Alten Herren um Franz Fettig, Gotthard Peter, Rudi Völlnagel, Ewald Straub, Lorenz Peter, Diethard Schulz, Werner Schulz usw. ausgetragen. Erstaunlich, wie viele Zuschauer bei dieser Partie das Spielfeld säumten. Schließlich gab es auch noch die legendären Mitternachts-Turniere, die immer wieder von Mannschaften aus ganz Süddeutschland und aus Frankreich besucht wurden.
Doch der Zahn der Zeit nagte an den Plätzen. Der Kunststoffplatz erhielt zwischenzeitlich zwar einen neuen Belag, der sich jedoch nicht als beständig erwies. Er bekam Risse und das Tartan-Feld wurde somit unbespielbar. Von einer nochmaligen Sanierung wurde aus finanziellen Gründen abgesehen, zumal der sportliche Betrieb komplett in die Rheintalhalle verlegt wurde. Wo früher der Asphalt-Platz war, sind heute die Bouler und Beach-Handballer aktiv. Das ist die Situation – 45 Jahre nach der feierlichen Eröffnung der TVS-Kleinfeldanlage im Juni 1975.
Handball um Mitternacht: Unter Flutlicht ging es bei den beliebten TVS-Turnieren jahrelang rund auf der TVS-Kleinfeldanlage.