In der Saison 1969/70 schaffte Edwin Peter (unten Dritter von rechts) mit dem TV Sandweier den Aufstieg vcn der Kreisklasse B in die Kreisklasse A. Das Foto zeigt: (oben von links) Trainer Manfred Hatz, Diethard Schulz, Karl Pflüger, Josef Schenk, Wernber Hirth, Siegfried Müller, Abteilungsleiter Gotthard Peter; unten von links: Klaus Brenneisen, Gerd Koppenhöfer, Dieter Lorenz, Edwin Peter, Robert Pflüger, Norbert Hutt.
Wenn Edwin Peter, Jahrgang 1938, an seine Zeit als Handballer beim TV Sandweier zurückdenkt, dann kommt ihm immer wieder das Wort „durchhalten“ in den Sinn. Es gab tatsächlich die Phase in den 1950er- und 1960er-Jahren, als die Handball-Abteilung des TVS buchstäblich ums „Überleben“ kämpfte. „Wir waren nicht viele Leute und wenn sonntags gespielt wurde, war’s oft knapp mit dem Personal. Da mussten wir beim ein oder anderen betteln, dass er mitmachte, damit wir eine komplette Mannschaft aufbieten konnten“, sagt Edwin Peter, der gleichzeitig aber auf die „gute Kameradschaft“ verweist. „Uns hat nichts auseinandergebracht.“ Die Parole lautete: „Wir müssen solange kämpfen und den Laden aufrechterhalten, bis die Jungen nachrücken.“
Übers Turnen zum Handball
Zum Handball kam Edwin Peter wie so ziemlich alle seine Mitstreiter in jenen Tagen übers Turnen – gemäß dem Motto des damaligen TVS-Vorsitzenden Karl Herr: „In jedem guten Turner steckt auch ein guter Handballer beziehungsweise umgekehrt.“ Eine Erkenntnis, die im Übrigen auch heute noch gilt.
Zunächst war Großfeld-Handball angesagt. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich als junger Kerl hinter dem Tor, das von Alois Brenneisen gehütet wurde, den Handballern zugeschaut habe.“ Wenn Not am Mann war, stand Edwin Peter später bei Bedarf auch selbst zwischen den Pfosten. Wobei sein angestammter Platz auf dem Feld war. „Ich habe überall gespielt, wo ich gerade gebraucht wurde.“ Ein echter Allrounder also.
Der Spielerpass von Edwin Peter, zu diesem Zeitpunkt gerade 19 Jahre alt.
Training? Das gab’s zu Großfeldzeiten eher selten. Man traf man sich sonntags zum Spiel und das war’s dann mit dem wöchentlichen Handball-Programm. Konditionsarbeit betrieben die TVS-Handballer in jenen Tagen nicht zuletzt bei der Anreise zu den Auswärtsspielen, die regelmäßig per Fahrrad erfolgte. Spieler, die kein „Räddl“ hatten, wurden kurzerhand auf dem Gepäckträger mitgenommen. Edwin Peter: „Wir sind überall hingeradelt – nach Sinzheim, Memprechtshofen, Muggensturm oder auch den Berg hoch nach Ebersteinburg. „Da haben wir bei der Heimfahrt, bis wir wieder unten waren, Wettrennen veranstaltet.“
Auf felsigem Untergrund und im hohen Gras
In Forbach machten die Spieler unfreiwillig Bekanntschaft mit dem zum Teil felsigen Untergrund des Sportplatzes. „Außerdem mussten wir da eine halbe Stunde von der Wirtschaft, wo wir uns umgezogen haben, bis zum Spielfeld im Wald laufen.“ In Helmlingen stand einmal das Gras am Spieltag einen halben Meter hoch. „Da musste zuerst das Gröbste mit der Sense gemäht werden.“ Edwin Peter hat viele solche Geschichten auf Lager, die heutzutage nur noch schwer bis gar nicht mehr nachvollziehbar sind.
„Einmal haben wir nach einem Spiel in Ottenhöfen, zu dem wir mit unseren Autos gefahren waren, im dortigen Clubhaus noch etwas getrunken. Wir hatten da einen Zuschauer dabei, der mit dem Motorrad ins Achertal gekommen war und dummerweise zu tief ins Glas geschaut hat. Wie sollten wir den wieder samt Motorrad nach Hause bringen? Wir haben ihn dann auf dem langen Heimweg irgendwie mit unseren Autos vom übrigen Verkehr abgeschirmt. Mann, waren wir froh, als wir wieder daheim waren.“
Ein einschneidendes Erlebnis, das Edwin Peter mit dem Großfeld-Handball verbindet, hat nichts mit dem TV Sandweier zu tun, dem er vereinsmäßig immer treu blieb. Zusammen mit einigen Mitspielern war er 1963 einer von 15.000 Zuschauern beim Weltmeisterschafts-Endspiels im Baseler St.-Jakob-Stadion. Deutschland West gegen Deutschland Ost hieß das Duell in den Zeiten des Kalten Krieges, das der Osten mit 14:7 für sich entschied.
Hallentraining in der Eichelberger-Werkstatt
Lag das Hauptaugenmerk zunächst auf dem Großfeld, blieb Edwin Peter auch am Ball, als sein Sport nach und nach in die Halle umzog. Das Problem: Es fehlte eine geeignete Sportstätte in Sandweier. „Manchmal haben wir uns in der Werkstatt von Walfried Eichelberger zum Training getroffen. Da mussten aber erst die Lkws raus und die Halle musste vor dem Training von den Spielern zunächst sauber gemacht werden. „Das war eine ölige Sache“, so Edwin Peter. Training in einer richtigen Sporthalle gab es in Sandweier erst nach dem Bau der Schulturnhalle, wobei auch hier aufgrund der beengten Räumlichkeiten nur ein sehr eingeschränktes Üben möglich war.
Schließlich war Edwin Peter auch dabei, als es beim TV Sandweier nach bescheidenden Anfängen allmählich in der Halle aufwärts ging. In der Saison 1965/66 wurde der Aufstieg von der Kreisklasse C in die Kreisklasse B geschafft. 1969/70 führte Trainer Manfred Hatz den TVS in die Kreisklasse A und wie geplant lösten die „Jungen“ in der Folge die „Alten“ ab.
Edwin Peter kann heute beim Blick auf die Sandweierer Handball-Szene mit Stolz sagen, dass es sich wahrlich gelohnt hat, dass er damals vor sechs Jahrzehnten mit seinen Mannschaftskameraden in schwierigen Zeiten trotz aller Widrigkeiten durchgehalten hat.